Samstag, 24.Juni 2023
Lange habe ich nachgedacht, überlegt, gegrübelt ob ich dies heute hier schreibe oder nicht, und auch wie ich etwas schreibe weil es ein Thema ist das irgendwann einmal jeden von uns betrifft oder schon betroffen hat – Verluste und wie man sie verkraftet.
Vor einiger zeit starb der Mann einer ganz lieben Arbeitskollegin die für mich zur Freundin wurde – er war sehr krank, aber getragen durch ihre liebe und unwahrscheinliche stärke und durch seinen Lebenswillen trotzten sich die beiden noch etwas zeit ab und waren füreinander da.
Ich kenne diese zeit, auch wenn man weiß was kommen wird hat man ein auf und ab von Hoffnung, Freude, Angst, Wut, Glauben, manchmal Verleugnung vor Tatsachen, oft ein anklammern an die kleinsten positiven Merkmale, tiefe Verzweiflung – es ist ein pausenloses hin und her mit intensivsten Gefühlslagen.
Aber leider kam der tag, und ich gebe zu, auch ich war sehr traurig und geschockt weil es nun doch soweit war. Wie geht man damit um? Das kann sich nur jeder selbst beantworten da jeder von uns anders reagiert.
Eines ist aber immer – es gibt keinen Trost ! Zumindest nicht in der ersten zeit. Man kann als nahestehender da sein um miteinander zu schweigen, um zuzuhören, um beizustehen um aufzufangen, aber trösten kann man nicht – was soll auch ein Trost sein? Ja dem verstorbenen gehe es nun besser, aber diese dunkle wand der Trauer die nicht nur seelisch sondern auch körperlich weh tut, diese wand ist undurchdringlich – diese wand braucht lange bis sie sich auflöst, bis der trauernde selbst bereit ist sich zu öffnen und selbst auf andere zugeht und es zulässt seinen schmerz zu verringern.
Was kann man selber tun? Einfach da sein und warten. Trauernde wissen auf wen sie sich verlassen können und wählen den Zeitpunkt selber wann sie die kraft haben wieder „am leben“ teilzunehmen.
Wie ist denn die Realität: am anfang hat man Rennereien, beileidskundgebungen, anrufe, wichtiges zu klären, alles zu regeln…die tage werden kurz und es ist gut so….dann kommt die zeit wo man in der Umgebung in der man zu zweit gelebt hat – auf einmal komplett alleine ist, ganz alleine, jede ecke, jedes bild, jedes häferl..alles, einfach alles erinnert an das leben davor, und es ist still und leise und anders – die gewohnte, vertraute Umgebung ist so sehr anders, sogar die nicht hörbaren aber gewohnten töne sind anders, die Nächte sind oft furchtbar, war man doch immer am Sprung um zu helfen, hörte man doch auf jede Regung um sofort zur stelle zu sein – all dies……………………weg, vorbei, aus. Es ist dunkel und still und leise und man ist einfach einsam und alleine.
Meine mama hat die erste zeit den Fernseher laufen lassen bis sie einschlief und wir ließen unseren Hund bei ihr, die tage waren leichter für sie.
Meine Oma hörte viel Radio, bekochte uns und war viel im garten, aber beide brauchten ihre zeit, und dies muss man einem lassen – kein drängen, kein „guter rat“ – das Zauberwort heisst zeit.
Zeit heilt keine wunden, aber sie gibt uns die Möglichkeit mit dem bestehenden fertigzuwerden und vielleicht abzuschließen – die wunden werden kleiner, aber man hat sie ewig, denn die wunden werden zu narben, denn auch heute noch habe ich bei komplett nichtigen Anlässen, oder filmen, oder Gerüchen oder Worten tränen in den augen weil sie mich an meinen Opa, meinen Papa meine Oma erinnern, die wunden, die narben schmerzen ab und an, aber wir können immer besser damit umgehen – wir lernen es.
Wie lange dies dauert, muss jeder für sich selbst entscheiden.
Daher finde ich, solltet ihr einmal davon betroffen sein und jemand bei euch trauert – seid einfach da, hört zu, schweigt mit dem/derjenigen, lächelt mit ihnen, lasst sie aber in ruhe wenn sie ruhe wollen, sie müssen von selber wieder ins leben finden und ihren platz im leben neu ordnen – und dann sind wir alle da und feiern das leben und wir werden mit einem lächeln an die denken die nicht mehr hier sind sondern ganz fest in unsren herzen.
In diesem – ich gebe zu – heute nachdenklichen Sinne wünsche ich euch meine lieben mitlächler
Bleibt brav, bleibt gescheit, bleibt neugierig 🧐,aber vor allem bleibt ihr selber ☺️